Kleine Kirchengeschichte von Döllnitz

 

Von Simon Wittmann (1988)

Über­blick über die Geschichte der Pfarrei und Expositur Döllnitz. Diese Arbeit wäre ohne die Forschungen des frühe­ren Expositus und Kirchenbauers Josef Hofmann aus dem Jahre 1930 nicht möglich gewesen. Seinem Andenken sei daher diese Arbeit gewidmet.

 

Der Beginn der Christianisierung

 

Ähnlich wie bei der Frage der Besiedlung des gesamten Raumes östlich der Luhe fehlen für die Zeit bis 1100 jegliche Hinweise auf ein kirchliches Leben. Dies ist auch erklärlich, da das Christentum erst mit dem Vordringen der germanischen Besiedlung im 11. Jahrhundert in diesem Raum Fuß fassen konnte. Nach dem Stand der Geschichtsforschung ist die germanische Besiedlung Ende des 11. Jahrhunderts abgeschlossen. Kurz darauf tauchen auch erste Nachrichten über christliche Aktivitäten auf. So können wir aus der Lebensbeschreibung des heiligen Otto von Bamberg erfahren, dass er 1124 auf dem Zug zu den heidnischen Pommern eine Kirche in der Landgrafschaft Leuchtenberg (wahrscheinlich Michldorf) und eine Kirche in Altenstadt bei Vohenstrauß weiht. Zur gleichen Zeit erscheint auch der Ort Döllnitz in den Urkunden. So wird 1130 ein Adalbert von Döllnitz genannt, der als Edelfreier seinen Sitz in Döllnitz hatte. Da nachweislich an den Sitzen der Edelfreien sehr bald auch Kirchen gebaut und Pfarreien gegründet wurden, so dürfte dies auch gegen Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts in Döllnitz der Fall gewesen sein, auch wenn die offizielle Errichtung einer Pfarrei wohl noch etwas gedauert hat, da die Kirchenorganisation oft erst viele Jahre nach der Besiedlung erfolgt ist. Der genannte Adalbert von Döllnitz hat außerdem, wie viele andere Edelfreie in dieser Zeit, anscheinend sehr rege Beziehungen mindestens zu einem Kloster unterhalten, da er zwischen 1138 und 1146 dem Kloster Rohr Besitzungen schenkt. Diese guten Beziehungen zu den Klöstern durch die Herrschaftsinhaber des gesamten Raumes zeigt auch die Tatsache, dass um 1150 ein Egelolf von Woppenrieth als Mitzeuge einer Schenkung an

das Kloster Reichenbach fungierte. Aus den Urkunden der Leuchtenberger Landgrafen und der Paulsdorfer von Tännesberg lässt sich darüber hinaus feststellen, dass auch zu den Klöstern Ensdorf und Waldsassen Beziehungen bestanden.

 

1328 : Erste Nennung der Pfarrei Döllnitz

 

Die Pfarrei Döllnitz gehört nachweislich zu den ältesten Pfarreien unseres Raumes. So erscheint sie bereits im ältesten Pfarreienverzeichnis der Diözese Regensburg aus dem Jahre 1326. Danach gab es in der Umgebung bereits folgende Pfarreien: Böhmischbruck, Tännesberg, Michldorf, Döllnitz, Moos­bach, Eslarn und Waidhaus. Auch die Pfarrkirche Sankt Jakob wird 1326 erwähnt. Dies beweist, dass die Gründung der Pfarrei schon einige Zeit zurückliegt und sicher bereits vor 1300 erfolgt ist, eventuell noch zu der Zeit, als die Edelfreien von Döllnitz noch im Besitz dieser Herrschaft waren. Die Pfarrei Döllnitz und die anderen Pfarreien gehörten zum Dekanat Altendorf bei Nabburg. Später wurde das Dekanat nach Nabburg benannt. Ein Dekanat (lat. decem = zehn) sollte eigentlich nur zehn Pfarreien umfassen, das Dekanat Altendorf/Nabburg hatte aber 1326 schon 41 Pfarrorte. 1350 waren es bereits 53 Pfarrorte.

 

 

Die Priesterfreiheit des Döllnitzer Pfarrers (1363)

Bei der Gründung von Pfarreien an den Sitzen der Edelfreien hatten sich die weltlichen Herrscher oft das Vorrecht der Besetzung der Pfarrerstellen und die Verfügungsgewalt über das Eigentum des Pfarrers Vorbehalten. Dies traf auch für den Döllnitzer Pfarrer zu, der damit von den Edelfreien von Döllnitz bzw. von den seit 1196 nachweisbaren Landgrafen von Leuchtenberg abhängig war. Am 30. November 1363 verkündeten Ulrich und Johann, Landgrafen von Leuchtenberg, die Priesterfreiheit aller Priester in der Herrschaft Leuchtenberg und nannten neben den Pfarrern von Michldorf, Teunz, Pfreimd u. a. auch den Pfarrer von Döllnitz. Die Priesterfreiheit bedeutete nach dieser Erklärung der Landgrafen, dass die Pfarrer dieser Orte all ihr Hab und Gut „schicken und schaffen und geben mögen bei ihrem lebendigen Leib oder nach ihrem Tod, wem sie wollen. “ Falls einer von ihnen ohne Testament sterben sollte, müssten die beiden Pfarrer der nahesten Pfarreien als Nachlaßverwalter han­deln und den Nachlass nach ihrem Gutdünken verteilen. Als Gegenleistung verlangten die Landgrafen, dass sich alle Pfarrer der Herrschaft Leuchtenberg zweimal im Jahre treffen und für die Landgrafen und deren Vorfahren einen Jahrtag begehen, und zwar am Adventssonntag in Pleystein und am Sonntag nach Ostern in Pfreimd. Die Pfarrer sollten dabei jeweils eine Andacht am Vortag und eine Morgenmesse am Gedenktag feiern. Für Pfarrer, die den Jahrestag versäumten, wurde eine Strafe von 10 Pfund Heller festgesetzt, diean ein von den Landgrafen zu bestimmendes Gotteshaus bezahlt werden musste.

 

Die Pfarrei Döllnitz bis zum Einsetzen der Glaubensspaltung: (1363 - 1545)

Späteren Aufzeichnungen zur Folge dürfte die Pfarrei Döllnitz im 14. und 15. Jahrhundert in etwa folgenden Umfang gehabt haben: Döllnitz, Fischer­hammer, Tanzmühle, 6 Anwesen zu Großenschwand, Weinrieth, Reisach, Bernrieth, Preppach und Wittschau. Außerdem kamen noch zwei Einzelhöfe dazu, die 1587 als Hans Ertls Hauptmannshof und Nikolaus Waldhirshof bezeichnet wurden. Mit einem dieser Höfe könnte die Kainzmühle gemeint sein. Das Dorf Woppenrieth gehörte damals wahrscheinlich zur Pfarrei Ober­lind, ebenso wie Kleßberg. So teilten sich um 1550 den Zehnt in Woppenrieth das Kastenamt Tännesberg und die Pfarrei Oberlind. Aus dem 15. Jahrhun­dert sind bisher nur wenige Einzelheiten bekannt. So zeigt ein Kaufvertrag aus dem Jahre 1417, dass der Pfarrer zu Döllnitz den halben Kleinzehnt vom Dorf Weinrieth besaß. Der Kleinzehnt bestand aus Abgaben wie Eier, Hühner, Gänse. Noch im 14. Jahrhundert oder auch erst zu Beginn des 15. Jahrhun­derts wurde für die Pfarreien, die zur Landgrafschaft Leuchtenberg gehörten, ein eigenes Dekanat, das Dekanat Leuchtenberg gegründet. Nach den Matri­keln der Diözese Regensburg bestand zumindest 1438 ein solches Dekanat, obwohl Leuchtenberg selbst noch lange keine eigene Pfarrei hatte. Zu diesem Dekanat gehörten die Pfarreien Michldorf, Pfreimd, Döllnitz, Schirmitz, Mies­brunn und Burkhardsrieth, später auch Pleystein, das vorher eine Filiale von Miesbrunn war. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts tauchen erstmals die Namen von Pfarrern der Pfarrei Döllnitz auf. Als erster wurde bis 1527 Pfarrer Seumb genannt. Ab 1527 war Hieronymus Konrad Pfarrer von Döllnitz. Bereits 1533 wird von Pfarrer Hans Plechschmidt berichtet, der in diesem Jahr resignierte. Noch im gleichen Jahr wurde Hans Sporer neuer Pfarrer von Döllnitz und blieb dort bis 1545. Nach Expositus Josef Hofmann gab es 1545 für kurze Zeit einen Pfarrer mit dem Namen Johann Kopf. Ab 1545 war dann Pfarrer Ignaz Decker für längere Zeit in Döllnitz und leitete die Reformation ein. Bei der Besetzung der Pfarrstelle von Döllnitz im Jahre 1533 wird berichtet, dass die Anwälte des Landgrafen Georg von Leuchtenberg und die leuchtenbergischen Räte als neuen Pfarrer den Hans Sporer dem Pfarrer von Nabburg namens Hans Salherr vorschlugen, der die Collatur, also das Recht besaß, Pfarrstellen zu besetzen. Diese Nachricht weist darauf hin, dass die Landgrafen schon früh nur das Vorschlagsrecht für die Pfarrer hatten, während die offizielle Ernennung nur von einem anderen Pfarrer erfolgen konnte. Das dies gerade der Pfarrer von Nabburg war, lässt darauf schließen, dass dieses Recht vom Dekanatssitz abgeleitet wurde und das ja inzwischen bestehende Dekanat Leuchtenberg dem alten Nabburger Dekanat untergeordnet war und eventuell nur eine besondere Zusammenfassung der leuchtenbergischen Pfarreien darstellte. Die besondere Bedeutung der Nabburger Pfarrei für die Pfarrei Döllnitz zeigte sich auch darin, dass noch um 1550 der Zehnt an den sechs Höfen in Großenschwand mit der Pfarrei Nabburg geteilt wurde.

 

Die Zeit der Reformation (1545 - 1590)

 

Die Zeit der Glaubensspaltung war für die Pfarrei Döllnitz aufgrund der Herrschaftsverhältnisse besonders verwirrend. Im Leuchtenbergischen Gebiet, also in Döllnitz, Weinrieth, Preppach, Bernrieth, Wittschau und Reisach wurden die Bewohner nicht zum Religionswechsel gezwungen, während das Tännesberger Gebiet, also Kainzmühle Woppenrieth, Fischerhammer, Tanzmühle und Großenschwand zumindest offiziell die Religion wechseln musste.

a) Die Reformation in den Dörfern, die zur Herrschaft Tännesberg gehörten:

Für die Bewohner im Pflegamts Tännesberg bedeutete dies, dass unter Kurfürst Friedrich II. von 1545 bis 1559 der lutherische Glaube, von 1559 bis 1576 unter Pfalzgraf Friedrich III. der Kalvinismus, von 1576 bis 1583 unter Kurfürst Ludwig IV. wieder das Luthertum und von 1583 bis 1623 wieder der Kalvinis­mus die offizielle Religion waren. Erst ab 1623 wurde unter Kurfürst Maximilian von Bayern wieder daran gegangen, den katholischen Glauben wieder einzu­führen. Die Reformation begann also in den Dörfern, die zum Pflegamt Tännesberg gehörten, im Jahre 1545. Kurfürst Friedrich ll. führte sie dadurch ein, das er befahl, die Messe in deutsch zu halten und die Kommunion unter beiden Gestalten auszuteilen. Außerdem gestattete er die Priesterehe. Nach seinem Tode im Jahre 1556 führte sein Nachfolger Ottheinrich die Reforma­tion weiter und beseitigte die Abschwörung des Teufels bei der Taufe, verbot Bilder in den Kirchen als abgöttische Greuel und verjagte standhafte Priester. Nachfolger Ottheinrichs wurde 1559 Pfalzgraf Friedrich III. Er führte den Kalvinismus ein. Dies bedeutete, das alle kirchlichen Zeremonien gemieden werden mussten z. B. der Chorrock, das Kommuniontuch, das Ave-Maria-Läuten, das Donnerstags- und Freitagsläuten, alle Bilder und Cruzifixe. In den Schulen wurde der kalvinistische Heidelberger Katechismus eingeführt. Nach dem Tode Friedrich III. übernahm 1576 Kurfürst Ludwig VI. die Oberpfalz. Er führte wieder die lutherische Lehre ein und verjagte 100 kalvinistische Geistli­che. Die Zeremonien und der Gottesdienst waren wieder erlaubt, nur der Chorrock des Priesters blieb verboten. Im Jahre 1583 führten Kurfürst Fried­rich IV. und sein Nachfolger, der Winterkönig Friedrich V. abermals den Kalvinismus ein. Und dabei blieb es, bis Maximilian von Bayern die oberpfälzi­schen Gebiete nach der Schlacht am Weißen Berg erhielt und ab 1623 die Rekatholisierung einleitete. Normalerweise hätte dieser ständige von den pfälzischen Herrschern verordnete Religionswechsel wenig Einfluss auf die Menschen machen können, wenn die Döllnitzer Pfarrer dem katholischen Glauben treu geblieben wären, da die weltliche Macht weit weg war und die Leute kaum hätten gehindert werden können, in Döllnitz zur Kirche zu gehen. Aber auch dort hielt die Reformation ihren Einzug.

b) Die Reformation in Döllnitz und den dazugehörenden leuchtenbergischen Orten:

Da Landgrafen von Leuchtenberg katholisch blieben, wurden die Bewohner der Landgrafschaft, also von Döllnitz, Wittschau, Preppach Weinrieth und Reisach, nicht zum Religionswechsel gezwungen. Aber der liberal gesinnte Landgraf Ludwig Heinrich von Leuchtenberg übte keinen Zwang auf die Religion aus und duldete den Besuch protestantischer Predigten in den pfälzischen Gebieten durch seine Untertanen. So konnte die neue Lehre auch im Raum Döllnitz Fuß fassen, nachdem sogar der seit 1553 amtierende leuchtenbergische Kanzler Nikolaus Paur Anhänger der neuen Lehre war. Ludwig Heinrich duldete sogar Priester, die sich verheirateten. So nahmen die Pfarrer von Döllnitz, Pfreimd und Michldorf Weiber zu sich. Expositus Hof­mann geht sogar davon aus, dass 1548 in Pfreimd ein lutherischer Pfarrer angestellt wurde. Von 1545 bis 1568 wirkte in Döllnitz Ignaz Decker als Pfarrer. Er nahm noch zu Lebzeiten Luthers eine Frau. Ob er deshalb aber auch die lutherische Lehre übernommen hat, ist fraglich. Es war aber auch im Leuchtenbergischen Gebiet üblich geworden, das die Pfarrer heirateten. So wird vor 1582 ein verheirateter Pfarrer Nikolaus Petz als Pfarrherr von Michl­dorf mit Filiale Leuchtenberg-Döllnitz genannt, der seinen ebenfalls verheirate­ten Kaplan nach Leuchtenberg geschickt hat und ihm mit einem Einkommen aus den Pfarrgütern ausgestattet hat. Bald darauf hat sich jedoch Nikolaus Petz ins Privatleben zurückgezogen. Bemerkenswert an dieser Passage ist vor allem, das Döllnitz hier als Filiale von Leuchtenberg genannt wurde, was wohl bedeutete, dass Döllnitz eine Zeit lang ohne eigenen Pfarrer war. 1582 hatte Döllnitz wieder einen eigenen Pfarrer. Er hieß Johannes Stromair und wurde im Zusammenhang mit der Verkündigung des Gregorianischen Kalen­ders genannt. Papst Gregor XIII. hatte den Kalender neu berechnet, da das Jahr wegen der bis zu diesem Zeitpunkt fehlenden Schaltjahre um 10 Tage zu weit fortgeschritten war. Nach dem neuen Kalender wurde der 4. bis ein­schließlich 14. Oktober 1582 ausgelassen. Landgraf Ludwig von Leuchten­berg beauftragte die Pfarrer der Landgrafschaft, darunter auch den Döllnitzer Pfarrer, den neuen Kalender von der Kanzel zu verkünden und einen Anschlag an die Kirchentüren zu machen. Kurz nach 1582 starb Johannes Stromair. Döllnitz wurde daraufhin von Pfarrer Johann Urban als Provisor versorgt. Urban war verheiratet und wohnte mit seiner Frau in Döllnitz, weil das Pfarrhaus in Leuchtenberg mit Inleuten (Mietern) besetzt war. Er starb im Sommer 1587. Seine „Pfarrerin Josepha“ wollte noch eine Zeit lang auf der Pfarrei bleiben und richtete an den leuchtenbergischen Kanzler Dr. Johann Federl in Pfreimd eine entsprechende Bittschrift. Im Jahre 1587 gab es zunächst Probleme bei der Besetzung der Pfarrstelle. Die Regierung zu Pfreimd sandte deshalb auf die Pfarreien nach Leuchtenberg und Döllnitz Thomas Sartorius zur Versorgung beider Pfarreien. Sartorius war „ehrsamer“ landgräflicher Kaplan in Pfreimd. Sartorius sollte in Leuchtenberg wohnen, weshalb die Inleute das dortige Pfarrhaus kurzfristig räumen sollten. Mit dem gleichen Schreiben wurde die Pfarrerin zu Döllnitz (die Witwe von Urban) aufgefordert, mit den Salbüchern zur Kanzlei nach Pfreimd zu kommen, um die genauen Einkommen der beiden Pfarreien Leuchtenberg und Döllnitz festzustellen. Sartorius hat aber nur kurzzeitig Döllnitz von Leuchtenberg aus mitbetreut. Noch 1587 kam Adam Pöttinger als Pfarrer nach Döllnitz. Für ihn hatte sich die anscheinend recht aktive und geschätzte Pfarrerswitwe Josepha Urban in einer Bittschrift eingesetzt. Sie lobte darin einen Vetter ihres verstor­benen Mannes und sagte, er (Adam Pöttinger) sei wie ihr seliger Mann auch „gut katholisch, “ Mit Pfarrer Adam Pöttinger begann auch die konsequente Gegenreformation in der gesamten Landgrafschaft. Dies war zumindest in Döllnitz nicht schwer, da die Pfarrer, wie z. B. Ignaz Decker und Johann Urban heirateten, aber an den katholischen Zeremonien und der heiligen Messe festhielten. So findet sich in den Kirchenrechnungen vor 1570 Ausgaben für Chrissam, was ein deutliches Zeichen für die Beibehaltung wesentlicher katho­lischer Seelsorge bedeutet. Außerdem hielten die Landgrafen von Leuchten­berg am katholischen Glauben fest und sorgten schon 1570 dafür, das in Pfreimd, also im eigenen Herrschaftsbereich, der Sitz eines Dekanats errichtet wurde, zu dem die Pfarrämter Döllnitz, Micheldorf, Leuchtenberg, Wernberg und Pfreimd gehörten. Diese Abtrennung von Nabburg beweist ebenso deut­lich, das keine durchgreifende Reformation in Döllnitz geduldet wurde, wie die Bestallungsurkunde vom 3. Februar 1570 für den neuen Dekan von Pfreimd, der darin die Weisung erhielt, der Pfarrei vorzustehen, „wie einem christlichen katholischen Pfarrer gebührt“, und die Priester des neuen Dekanats zu überwachen. Das Hauptproblem der Landgrafen war es jedoch, geeignete Priester zu finden, weshalb die Pfarrei Döllnitz oft über längere Zeit keinen Pfarrer hatte. Aber auch die anderen leuchtenbergischen Pfarreien hatten mit der Besetzung Probleme. Dies zeigt sich sogar in der neuen Dekanatsstelle in Pfreimd, wo nach dem Tode des ersten Dekan Jakob Haffner im Jahre 1574 erst 1582 mit Johann Ludwig Opilio ein neuer Dekan und Stadtpfarrer gefun­den wurde. Dieser Mangel an katholischen Priestern war wohl ausschlagge­bend für die Nachsicht, die die Landgrafen bei der Verheiratung der Döllnitzer und anderer Pfarrer walten ließen. Im Jahre 1588 begann der leuchtenbergische Kanzler Dr. Federl, energische Maßnahmen gegen die Missstände einzu­leiten. Er verbot die Priesterheirat und den Empfang der heiligen Kommunion unter beiden Gestalten. Bei der Ratswahl in Pfreimd ließ er alle Kandidaten vorher schwören, dass sie sich zur katholischen Religion bekennen. Die meisten Probleme gab es anscheinend in Pfreimd. Aber 1590 konnte er nach München berichten, dass auch hier alle Untertanen „in dem rechten Schafstall“ sind, ln Döllnitz wird zwar noch von einem lutherischen Pfarrer Johann Truckenbrodt berichtet, der im November 1590 verstorben ist. Die Kirchen­rechnungen für Döllnitz weisen aber Ausgaben für Hostien, Opfer- und Spei­seweine, Messgewänder, Opferkännlein, Kirchenkalender für die Messe, und für den Bau eines Sakramentshäusleins auf. Dies ist der beste Beweis für die Pflege des katholischen Glaubens.

 

Die Einkünfte im 16. Jahrhundert

 

Im Jahre 1587 fertigte die landgräfliche Kanzlei in Pfreimd ein neues Salbuch für die Pfarrei Döllnitz, in der alle Einkünfte und Besitzungen des Döllnitzer Pfarrers aufgezählt wurden. Nach dieser Aufzeichnungen erhielt der Pfarrer folgende Gebühren: Bei Vorsegnungen 5 Pfennige und bei der Erteilung der Letzten Ölung 14 Pfennige. In Großenschwand, Weinrieth, Reisach und Bernrieth erhielt er wegen des weiten Weges 24 Pfennige. Zu den Besitzun­gen der Pfarrei gehörten die Wiese beim Hammer zu Woppenrieth, die Irl Wiese bei der Tanzmühle und die Prünlwiese auf dem Steig nach Bernrieth, insgesamt 9 Tagwerk. Den Großen und Kleinen Zehnt erhielt er von Döllnitz, vom Woppenriether Hammer, von der Tanzmühle, von 6 Anwesen in Großen­schwand und von „Nikolaus” Waldhirshof. Bei diesem Hof teilte der Pfarrer von Döllnitz die Einnahmen mit dem Schloss Tännesberg. Die Einnahmen aus Großenschwand musste er mit dem Pfarrer von Nabburg teilen. In Weinrieth und Reisach bekam der Pfarrer den halben Kleinzehnt und in Bernrieth den ganzen Kleinzehnt. An sonstigen Einkünften hatte der Pfarrer von jedem Bauern 2 Kirchenlaibe Brot und 2 Pfennige, von jedem Tagelöhner 1 Laib Brot und 1 Pfennig. Jedes Haus der Pfarrei musste außerdem eine Fastenspeise (z.B. Fisch) im Werte von 5 Pf. und den Blutzehnt beim Schlachten leisten. Von jeder Kuh, die schon ein Kalb hatte, erhielt der Pfarrer ein Stück Käse im Wert von 5 Pf. Darüber hinaus war auch der jährliche Holzbezug des Pfarrers festgelegt. Interessant ist auch die im Salbuch aufgeführte Verpflichtung des Pfarrers zur Haltung des Deckbullen für die Pfarrei. Die für die damaligen Verhältnisse recht gut ausgestattete Pfarrei hatte aber Schwierigkeiten, die Einkünfte auch zu erhalten. In Randbemerkungen zum Salbuch beschwerte sich Pfarrer Adam Pöttinger über die ungenügende Erfüllung der Pflichten durch einzelne Pfarrangehörige. So waren die sechs Häuser zu Großen­schwand, die zur Pfarrei Döllnitz gehörten, verpflichtet, ihre Leichen in Döllnitz zu begraben, dort ihre Kinder taufen zu lassen, ihre Ehen verkünden und einsegnen zu lassen. Adam Pöttinger bemerkt dazu:Es sind mir in diesem Jahr weder Lebende noch Tote gekommen. ’’ Das Salbuch bemerkt dazu: „Sollten die von Großenschwand nicht selbst zur Trauung in Döllnitz erschei­nen, so sind sie doch dem Pfarrer und dem Kirchner (Mesner) das Deputat schuldig. “ Pöttinger bemerkt dazu -. „Sie geben nichts!” Gleiches wird von Bernrieth und Reisach berichtet. Nach diesem Salbuch gibt es 1587 in Döllnitz 4 ganze und 4 halbe Höfe, also insgesamt 8 Anwesen. Nach dem Salbuch „gibt jeder Bauer von seinem Hof zwei Laib Brot und zwei Pfennige darauf; ein Löhner einen Laib und einen Pfennig.” Pfarrer Pöttinger bemerkt hierzu:Es gibt keiner einen Pfennig. Der Hammerbesitzer hat mir weder heuer noch im Vorjahre weder Kleinzehnt noch Kirchenlaib gegeben und ist doch der Reich­ste. "

 

Priestermangel und Kalenderreform um 1600

 

Im November 1590 ist der Pfarrer Johann Truckbrodt gestorben, der nach Josef Hofmann der letzte lutherische Pfarrer von Döllnitz war. Von da an ist die Pfarrei für längere Zeit unbesetzt und wurde von den umliegenden Pfarreien versorgt. So hat der Michldorfer Pfarrer einmal eine in Döllnitz fällige Hochzeit gehalten. 1592 versah Christian Paumann, der ein dreiviertel Jahr Kaplan und Pfarrprovisor in Pfreimd war, von Pfreimd aus die Pfarrei Döllnitz „zu unter­schiedlichen Zeiten mit Singen und Predigen und Verwaltung der heiligen Sakramente und hat sich also verhalten, das wir und eine ganze Pfarrgemeinde ein gnädiges Gefallen tragen.” So hieß es in seinem schriftlichen Zeugnis bei seinem Abschied. Paumann kam aus der Konstanzer Gegend, redete etwas schweizerisch, weshalb man befürchtete, das er wegen der Sprache dem gemeinen Volk nicht gefallen würde, was wohl auch der Fall war. Gerade dies ist wieder ein Beispiel für den akuten Priestermangel der damali­gen Zeit. Man musste oft Leute weit herholen, um einen katholischen Priester zu bekommen. Im Januar 1592 schickten die Döllnitzer eine Abordnung an die Regierung in Pfreimd, um die Wiederbesetzung der Pfarrei zu erbitten. Dies führte dazu, dass die Landgrafen entschieden beim bischöflichen Ordinariat in Regensburg vorsprachen, das auch die Entsendung einiger Priester, darunter einen für Döllnitz versprach. Es wurde aber nur der oben genannte Paumann entsandt, den der Landgraf aber in Pfreimd behielt und der nur gelegentlich nach Döllnitz kam. Ein halbes Jahr später erhielten die Döllnitzer mit Zacharias Riem endlich wieder einen eigenen katholischen Pfarrer, der sich durch großen Eifer auszeichnete. Die Bemühungen um einen Pfarrer für Döllnitz zeigten, das durch die Reformation und die damit verbundene Verlegung des Dekanatssitzes von Nabburg nach Pfreimd auch das Recht des Pfarrers von Nabburg, den Pfarrer von Döllnitz auf Vorschlag der Landgrafen von Leuch­tenberg einzusetzen, verloren gegangen ist. 1562 hatte er dieses Recht noch besessen. Das Patronatsrecht und das Vorschlagsrecht der Landgrafen waren wohl ebenfalls verloren gegangen. Besondere Nachwehen der Reformation zeigten sich noch 1592 bei den Bemühungen um die Durchsetzung der Kalenderreform und der damit verbundenen Feiertage. Die Bewohner der gesamten Landgrafschaft hielten sich trotz Kirchenverkündigung noch nicht an den bereits zehn Jahre alten Gregorianischen Kalender. Landgraf Georg Ludwig von Leuchtenberg sah sich deshalb veranlasst, einzuschreiten, als ihm berichtet wurde, dass in Kaimling das Fest Mariä Himmelfahrt nicht nach dem neuen Kalender gefeiert wurde. Viele hielten sich noch an den alten Kalender, vor allem auch deshalb, weil die protestantischen Gebiete die Kalenderreform nicht mitgemacht hatten. Es wurden deshalb mehrere Schreiben mit der Androhung von scharfen Strafen versandt. Die Hammerleute von Fischerham­mer und die Bewohner von Großenschwand, welche zur Pfarrei Döllnitz gehörten, aber im Amt Tännesberg saßen, richteten sich nach der Herrschaft Tännesberg. Sie sollten aber wie auch die von Kleßberg und alle Bewohner der Landgrafschaft die Feiertage nach dem Gregorianischen Kalender halten oder in Strafe genommen werden. Die Auseinandersetzungen gingen weiter. Es kam sogar zu Handgreiflichkeiten mit den Vertretern des Amtes Tännesberg - Treswitz. Die Streitigkeiten wurden erst 1606 im so genannten Pfalzver­trag der Landgrafen mit den Kurfürsten von der Pfalz beigelegt. Darin wurde festgelegt, dass die Feiertage nach der Anordnung der jeweiligen Herrschaft gehalten werden können, d. h. das die zum Amt Tännesberg gehörenden Teile der Pfarrei Döllnitz sich nicht nach dem Gregorianischen Kalender, sondern nach dem alten Kalender richten konnten. Aus dem Vertrag von 1606ist auch ersichtlich, dass die Kleßberger und Woppenriether damals nicht zur Pfarrei Döllnitz gehörten, sondern eine Filiale von Oberlind darstellten, deren Sitz in Woppenrieth war. Außerdem wurde festgelegt, dass keiner im Amte Tännesberg zu einer anderen Religion gezwungen werden solle, gleichwohl jeder die bisher geleisteten Abgaben weiter entrichten solle.

 

Weitere Aktivitäten vor dem 30 jährigen Krieg

 

In der pfarrerlosen Zeit von 1590 bis 1592 benutzte die Kirchenverwaltung von Döllnitz die Einkünfte der Pfarrei, um Geld an bedürftige Pfarrkinder auszulei­hen. So wurden nach den Kirchenrechnungen von 1591 insgesamt 145 Gulden ausgeliehen, im Einzelfall von 1 bis 35 Gulden. In dieser Zeit began­nen auch Renovierungsarbeiten an der Pfarrkirche, dem Pfarrhof und dem Mesnerhaus, für das neue Dachschindeln und eine neue Tür angeschafft wurden. Bis 1597 wurden dabei folgende Renovierungsarbeiten an der Pfarrkir­che durchgeführt: Malerarbeiten, Ausputzen der Altäre, Erneuerung der Bilder von St. Stephan und St, Jakob. Dafür wurden 16 Gulden an den Maler von Pfreimd gezahlt. Im Revisionsbescheid zur Kirchenrechnung wurde an diesen Maßnahmen herbe Kritik geübt, da diese Arbeiten ohne Wissen der gnädigen Herrschaft geschehen sind und die Malerei nichts taugt. Der Landgraf schrieb weiter:„So hätte man wohl im Sinne, solchen Posten nicht passieren zu lassen, wie es denn hinfür so nicht mehr passieren soll. “ Der seit 1592 amtie­rende Pfarrer Zacharias Riem von Döllnitz hatte im Jahre 1593 einen Streit mit dem lutherischen Nachbarspfarrer Georg Reichenbach von Oberlind, da der Oberlinder Pfarrherr den der Döllnitzer Pfarrei zustehenden Zehnt auf Fischer­hammer und Tanzmühle beanspruchte. Die Schuld für diesen Streit lag wohl ausschließlich beim Oberlinder Pfarrer, der auch in Nankau Ärgernis erregte, als er dorthin 1591 seine Frau sandte, um den Krautzehnt einzusammeln. Die Nankauer haben nicht bloß den Krautzehnt verweigert, sondern die,,Frau Pfarrer" auch beschimpft:„Der Teufel solle sie niederschlagen, ehe das Jahr vergeht...”. Gegen diese Beleidigungen beschwerte sich der Pfarrer von Oberlind dann bei den Landgrafen. In den Folgejahren besuchte der Bischof mehrmals die Landgrafschaft Leuchtenberg. Auch wenn ein Besuch in Döllnitz nicht überliefert ist, so ist doch davon auszugehen, dass auch die Döllnitzer nach Pfreimd, Glaubendorf oder Leuchtenberg pilgerten, um ihren Bischof zu sehen. Die häufigen Besuche des Bischofs waren wohl auch nötig, da noch immer nicht alle Spuren der Reformation beseitigt waren. Aus Berichten über die leuchtenbergischen Pfarreien ist zu entnehmen, dass es immer noch Probleme mit den Pfarrern gab. So hat 1607 der Frühmesser zu Luhe Johann Hofmeister eine verdächtige Person bei sich und ist 1608 als inzwischen installierter Pfarrer von Glaubendorf mit seiner Geliebten geflohen. 1611 muss Cornelius Scheuffler als Pfarrer in Michldorf abtreten, weil er falsche Angaben über seinen Hausstand gemacht hatte. In Döllnitz selbst scheint es keine Probleme gegeben zu haben. Hier war 1608 Albrecht Döckler Pfarrer. Seine Schwester war mit dem Döllnitzer Wirt Endres Kick verheiratet.

 

 

Die Pfarrei Döllnitz im Dreißigjährigen Krieg

 

Die Zeit von 1818 bis 1848 war auch für die Pfarrei Döllnitz eine Zeit mit großer Not. Dazu kommt noch, dass damit für Döllnitz auch das Ende eines eigenen Pfarrers gekommen war. Die letzten Pfarrer waren Johann Stockammer, Johann Geißlberger und Pfarrer Johann Narziß Justit, von denen die beiden letzteren aus der Pfarrei geflohen sind. Döllnitz war durch die Lage an der alten Handelsstraße in besonderer Weise bedroht, da auf dieser wichtigen Fernverbindungsstraße des Mittelalters ständig Truppenbewegungen stattfan­den und Freund und Feind die in der Nähe liegenden Dörfer plünderten, um die Soldaten mit dem nötigen Proviant zu versorgen. Dabei kam es zwischen 1621 und 1634 zu den größten Gräueln. Wittschau und Döllnitz brannten nieder. Auch der Pfarrhof und die Pfarrgebäude wurden ein Raub der Flam­men. Die Kirche ist mit Ausnahme des Turmes ebenfalls niedergebrannt. Im Turm fand man im Jahre 1927 beim Bau der jetzigen Kirche noch Brandspuren und verkohlte Balken. Man stieß 1927 im Rahmen der Grundaushebung für den Neubau auch auf die Brandlinien der im Dreißigjährigen Krieg abgebrannten Kirche. Sie war größer als die 1927 wegen Baufälligkeit abgebrochene Kirche. In der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges floh der Döllnitzer Pfarrer Johann Narziß Justit wegen der Greuel des Krieges nach Böhmen und übernahm in Pustern die Stelle eines Pfarrprovisors. Zu seiner Rechtfertigung richtete er an den Landrichter ein Entschuldigungsschreiben. Dieser Brief gibt detaillierten Aufschluss über die katastrophalen Zustände, die in unserem Raum aufgrund des Krieges geherrscht haben: Der Pfarrer habe sich vor den Feinden in die Wälder flüchten müssen, wo er derart vom Hunger gequält worden sei, dass er die Eingeweide des von den Schweden geschlachteten Viehs habe essen müssen, um nicht zu verhungern. Er schmachte in großer Armut und Dürftigkeit, da ihm niemand Abgaben und Gebühren zahle, obgleich er bei den damals herrschenden Seuchen und Krankheiten sehr vieles erdulden müsse. Der christlichen Barmherzigkeit der Frau Landgräfin und des Herrn Melchior von Hirschberg verdanke er es, dass er nicht vor Hunger gestorben sei. Was die Feinde verschont hätten, das sei ihm von den eigenen Pfarrkindern geraubt worden, die auch, wie er behauptet, seine priesterliche Wohnung in Brand steckten. Als dann das landgräfliche Schloss von den Schweden in Brand gesteckt worden sei, habe er sich in einer solchen Lebensgefahr befunden, dass er zur Nachtzeit ganz nackt und bloß von Leuchtenberg bis Döllnitz geflohen sei, wo soeben seine Wohnung in Flam­men gestanden sein. Man habe ihm viele Abgaben und Kriegskontributionen aufgebürdet. Von dem Gilthof, welcher zum pfarrlichen Unterhalt gehörte, und dessen Felder bei den damaligen Kriegszeiten nicht angebaut worden seien, habe er 24 Achtel Gilt geben müssen. Aus einem Bericht des leuchtenbergischen Kanzlers Dr. Federl ist zu entnehmen, dass die Pfarrei Döllnitz gleich wieder einen neuen Pfarrer bekommen hat, der Johann Stockammer hieß, der aber schon 1622 verstarb. Von da an war Döllnitz bis 1629 ohne Pfarrer. In die Zeit um 1626 fallen auch bereits eine Reihe von organisatori­schen Veränderung, die bereits darauf hindeuten, dass die Selbständigkeit der Pfarrei Döllnitz gefährdet war. Die zum Amte Tännesberg gehörenden Ort­schaften Kainzmühle und Kleßberg kamen mit der Pfarrei Oberlind nach Vohenstrauß und wurden von 1864 bis 1802 von den dortigen Kapuzinern betreut. Woppenrieth kam zur Pfarrei Tännesberg und ab 1664 bis 1802nach Oberlind. Der nach 1821 niedergebrannte Pfarrhof wurde trotz der Kriegswir­ren bald wiederaufgebaut. Der vorläufig letzte Pfarrer von Döllnitz, Johann Geißlberger, wohnte bereits seit 1629 im neu erbauten Pfarrhof. Er ließ sogar einen Kostenvoranschlag für einen Schuppenbau zu Unterbringung der land­wirtschaftlichen Geräte ausarbeiten. Dies bedeutet wohl, dass der Bevölkerung eine kurze Zeit der Ruhe gegönnt war. Noch einmal gewaltig zugeschlagen hat der Krieg dann im Jahre 1633bis 1635. Zum Krieg kam noch die Pest dazu. Nach dem amtlichen Verzeichnis der öden Höfe und Güter des Landgerichts Leuchtenberg, welche „durch das verderbliche Kriegswesen von anno 1633 und 1634 und die leidige Infektion öd geworden“, waren folgende Häuser zerstört und nicht mehr bewohnt: Leuchtenberg 14, Au 2, Deindorf 7, Döllnitz 5, Engleshof 7, Grünau 4, Irchenrieth 1, Kötschdorf 1, Lückenrieth 3, Losau 3, Lerau 2, Michldorf 7, Schirmitz 2, Schiltern 1, Wittschau 8. Da in Döllnitz insgesamt nur acht Höfe waren, bedeutete dies, dass die Zahl der bewohnten und bewirtschafteten Höfe auf drei gesunken war. Die konkreten Auswirkun­gen waren, das auch Pfarrer Johann Geißlberger die Pfarrei fluchtartig verlas­sen hat und das Döllnitz schließlich den Pfarrsitz verlor.

 

 

Die Auflösung der Pfarrei Döllnitz

 

Nach der Flucht des Pfarrers Johann Geißlberger, wurde die Pfarrstelle in Döllnitz nicht mehr besetzt. Zuerst übernahm der Pfarrer von Glaubendorf die seelsorgerische Betreuung. Nach dessen Vertreibung versorgte der Michldorfer Pfarrer die Döllnitzer. Von 1641 bis 1656 übernahmen die Betreuung dann die Franziskaner, die seit 1594 in Pfreimd waren. Von 1656 bis 1671 erfolgte die Betreuung wieder von Glaubendorf aus. Dies führte dazu, dass z.B. in den Jahren 1643 und 1644 nur drei bis vier Gottesdienste pro Jahr in Döllnitz stattfanden. Deshalb verweigerte der Hammermeister Michael Fischer im Jahre 1644 den Zehnt für die Kirche von Döllnitz. Er wurde aber vom Richter zu Luhe zur Zahlung gezwungen. Als der Richter von Luhe mit zwei Reitern kam, um den ausständigen Zehnt einzusammeln, da nannte der Hammermei­ster ihn einen „Almosenfresser". Dieses Schimpfwort trug ihm einen Tag und eine Nacht Gefängnis ein. Der Hammermeister und seine Nachkommen haben aber trotzdem den Kampf um einen eigenen Pfarrer nie aufgegeben und ihrer Jahrhunderte dauernden Einsatzbereitschaft ist es wohl zu verdan­ken, das Döllnitz später Expositur wurde und wieder einen ständigen Priester hatte. In diese pfarrerlose Zeit fällt auch die Verlegung des Dekanatssitzes nachLuhe im Jahre 1655. Im Diözesanmatrikel von 1886 wird die Pfarrei Döllnitz mit der Pfarrkirche des heiligen Jakobs erwähnt, die über keinerlei Kirchenvermögen verfügt, In Wittschau wird die Filialkirche der seligen Jung­frau Maria und des heiligen Thomas mit 150 Gulden Kirchenvermögen genannt. Auch Reisach besaß eine Filialkirche, die den Heiligen Petrus und Paulus geweiht war und die 1200 Gulden Kirchenvermögen hatte. Auch Woppenrieth besaß eine Kirche, der in der Beschreibung von 1870 als Kapelle bezeichnet wurde. Für Döllnitz ist noch interessant, dass die Kirche, die im Vergleich zu heute recht klein war, und der Pfarrhof als neu aufgebaut verzeichnet wurden. Man hätte also alle Vorbereitungen getroffen, um doch noch einen Pfarrer zu bekommen. Das Jahr 1671 wird zum Schicksalsjahr für die über 350 Jahre alte Pfarrei Döllnitz. In diesem Jahr wird die Pfarrei Leuchtenberg offiziell gegründet und die Pfarrei Döllnitz wird als Filiale nach Leuchtenberg zugeteilt. Döllnitz büßte seinen Pfarrsitz ein und wird ihn trotz jahrhunderte langen Kampf nie wieder erreichen. Dies hatte noch zu Beginn des 20. Jahrhundert bei Expositus Josef Hofmann große Verbitterung hervor­gerufen, als er schrieb: „Das Tragische an dieser Gründung ist, das die neue Pfarrei Leuchtenberg zum größten Teil mit dem Widdum, den Zehnten und Bezügen der ehemaligen Pfarrei Döllnitz dotiert wurde. Also alle Bezüge, Grundstücksrechte usw. wie sie im Döllnitzer Salbuch vom Jahre 1587 ange­geben sind, gingen an den Pfarrer von Leuchtenberg über. ” Sämtliche Äcker und Wiesen der Pfarrei Döllnitz kamen an die Pfarrpfründe Leuchtenberg, insgesamt 23 Tagwerk 28 Dezimal und blieben bis zum Ende des 19. Jahr­hunderts dort, bis sie an Döllnitzer Bauern verkauft wurden. Für die Seelsorge in Döllnitz wurde festgelegt, dass der Pfarrer von Leuchtenberg jeden 3. Sonn­tag in Döllnitz Pfarrgottesdienst hielt. Die Amtshandlungen der Pfarrei wie Taufen, Trauungen, Sterbefälle wurden in die neu angelegten Pfarrmatrikel von Leuchtenberg eingetragen. Der erste gemeinsame Pfarrer war der aus Arnberg gebürtige Pfarrer Johann Leonhard Faustner, der am 23. Oktober 1671 die Pfarrstelle in Leuchtenberg antrat, um sie sieben Jahre lang zu betreuen. Wenn man nach den Gründen für diese Auflösung der Pfarrei sucht, dann werden es wohl die Entvölkerung des Raumes Döllnitz während des 30jährigen Krieges, das von den Landgrafen geförderte Streben der Leuchten­berger nach einem offiziellen Pfarrsitz und der akute Priestermangel gewesen sein, die zur Auflösung der Pfarrei Döllnitz geführt haben.

Die Bemühungen um die Wiedererrichtung der Pfarrei Döllnitz

Die intensiven und teilweise sehr heftig geführten Bemühungen der Döllnitzer um die Wiedererrichtung der Pfarrei begannen wohl schon im Jahre 1685. Die Kirche, die zu diesem Zeitpunkt ziemlich herunterkommen war, wurde von den Ortsbewohnern wieder aufgebaut, auch gab es zu dieser Zeit relativ viele Investitionen für das Innere der Kirche, so wurde die Madonna im Rosenkranz und eine Glocke angeschafft, wohl um die äußeren Vorraussetzungen für die Wiedereinsetzung eines Pfarrers zu schaffen. Andererseits waren auch die Leuchtenberger nicht damit einverstanden, das der Pfarrer jeden 3. Sonntag in Döllnitz war und damit der Gottesdienst in Leuchtenberg ausfiel. Sie bemühten sich daher 1710 um einen Kooperator. Trotz der Schwierigkeiten der Besoldung wurde noch 1710 Adam Stubenvoll als Kooperator gesandt, der jedoch bereits 1711 Pfarrer von Leuchtenberg wurde. Im Jahre 1721, also 50 Jahre nach der Zugehörigkeit zur Pfarrei Leuchtenberg, wird der erste Versuch aktenkundig, von der Pfarrei Leuchtenberg loszukommen und wieder selbständige Pfarrei zu werden. Die Döllnitzer stellten einen Antrag an die Regierung und sicherten die Bereitstellung des entsprechenden Einkommens zu. Das Consistorim in Regensburg war nicht ablehnend, hatte aber Beden­ken, ob das Einkommen für den Pfarrer ausreicht. Der Markt Leuchtenberg protestierte jedoch gegen dieses Ansinnen der Ortschaft Döllnitz und begrün­dete dies damit, dass dann der Pfarrer von Leuchtenberg nicht mehr existieren könnte. Die Döllnitzer nahmen dazu ausführlich Stellung und wiesen nach, dass beide Pfarrer existieren könnten. Außerdem erklärten sie sich bereit, notfalls zusätzliche Leistungen zu erbringen. Es folgte eine eingehende Unter­suchung, die ergab, dass das Einkommen des Leuchtenberger Pfarrers in erster Linie aus Döllnitz kam. Deshalb wurde ein Bescheid erlassen, der das Ansuchen ablehnt und die Döllnitzer zur Ruhe mahnt. Besonders eingesetzt hat sich der Hammerbesitzer Vischer, der dem Leuchtenberger Pfarrer sogar den Zehnt verweigerte. Dies führte zu einem Zehntprozess zwischen dem Hammerbesitzer und dem Pfarrer Schreyer von Leuchtenberg. Der Grund des Streites war offiziell ein Erbrechtsbrief, den die Paulsdorfer von Tännesberg im Jahre 1404 dem Hammerbesitzer ausgestellt hatten, in Wirklichkeit aber lehnte der Hammerbesitzer die Zugehörigkeit zur Pfarrei Leuchtenberg ab. Er bespöttelte nämlich während des Prozesses die Unterschrift des Pfarrers „Schreyer, Pfarrer von Leuchtenberg“ und erklärte, er kenne nur einen Pfarrer von Döllnitz und keinen Pfarrer von Leuchtenberg, Von da an unterschrieb Schreyer immer mit „Pfarrer von Leuchtenberg und Döllnitz. ’’ Ab 1729 fanden schließlich regelmäßige Gottesdienste in Döllnitz durch einen Kooperator statt. Im gleichen Jahr wurde die Schlosskapelle von Leuchtenberg renoviert. Dazu wurde von Rom für den 1. Mai ein Ablass gewährt. Dieser Ablass sollte zum ersten Mal im Jahre 1730 stattfinden. Auch die Döllnitzer sollten eine Prozes­sion nach Leuchtenberg veranstalten, was sie jedoch wahrscheinlich nicht taten. Den zweiten Versuch der Döllnitzer, sich von der Pfarrei Leuchtenberg zu trennen, machten sie im Jahre 1753. Aber es erfolgte ein erneuter ableh­nender Bescheid des Bischöflichen Ordinariats und der Regierung. Bereits 8 Jahre später unternahm die Ortschaft Döllnitz den dritten Versuch, von der Pfarrei Leuchtenberg loszukommen: Sie richteten eine Bittschrift an den Geistlichen Rat in München um eine eigene Seelsorgestelle. Aber es kam aus München keine Reaktion, da der wegen des Einkommens gefragte Pfarrer von Leuchtenberg keine ausreichende Auskunft gab. Von 1788 bis 1802 fanden vielfache Verhandlungen mit dem Geistlichen Rat in München, bei der Regie­rung und beim Ordinariat mit dem Ziel der Anstellung eines Expositus und des Baues einer priesterlichen Wohnung statt. Die Döllnitzer erklärten sich bereit, das nötige Bauholz aus den Privatwäldern herzugeben und alle Fuhren unentgeltlich zu verrichten. Dieser vierte Versuch brachte endlich Bewegung in die Angelegenheit. Am 19, Mai nahm das Stadtrichteramt Pfreimd auf der Thonmühle die gesamten Einkünfte der Pfarrei Döllnitz auf: Jeder der Zehnt- und Abgabepflichtigen musste seine Angaben eigenhändig unterschreiben. Es wurde festgestellt, dass die ehemalige Pfarrei und spätere Expositur 366 Einwohner umfasste, die insgesamt 477 Gulden 30 Kreuzer an Abgaben lieferten. Für Leuchtenberg ergaben sich nur 328 Gulden 57 Kreuzer, Die Folge war, das der Pfarrer von Leuchtenberg aufgefordert wurde, neben dem Kooperator noch einen „Supernumerarius"(einen weiteren Kooperator) allein für Döllnitz zu halten. Am 17. August erhielten die Döllnitzer die Anweisung, die grundherrliche Zustimmung für die Erbauung eines Pfarrhofes einzuholen. Die Döllnitzer sahen sich damit ihrem Ziele eines eigenen Pfarrers sehr nahe gekommen. Die kalte Dusche kam jedoch im Jahre 1792. Am 27. März kommt eine Weisung des kurfürstlichen Rates zu München: „Um den seit 1721 andauernden Streitigkeiten wegen dieser Separation doch einmal ein Ende zu bereiten", wird bestimmt, das in jedem Notfall in Döllnitz und Reisach der Pfarrer von Weihern die Sakramente reichen soll und der Leuchtenberger Pfarrer dafür bezahlen sollte. Man wollte also den Streit dadurch beenden, dass man die Döllnitzer von einer anderen Pfarrei versorgen ließ. Der Dekan in Leuchtenberg schlug daraufhin dem Geistlichen Rat in München vor, das die Ortschaft Reisach vom Pfarrer von Trausnitz und die Ortschaft Großenschwand von der Pfarrei Tännesberg versehen werden. Diesem Vorschlag stimmte München am 28. Juni 1792 zu. Ein Jahr später, am 28. Dezember 1793 schrieb dann der Geistliche Rat an die Döllnitzer einen „gnädigsten Befehl”, dass die Döllnitzer wegen ihres Strebens nach einer eigenen Pfarrei „ab- und zur Ruhe zu verweisen seien", weil es an den Einkünften für eine eigene Pfarrei mangeln würde. Dabei wurde noch einmal festgelegt, das Reisach und Großenschwand durch Trausnitz und Tännesberg betreut wer­den, Dies führte am 10. Mai 1794 zu einem nochmaligen verzweifelten Versuch der Döllnitzer, eine eigene Pfarrei zu erhalten. Sie wurden jedoch erneut abgewiesen. Die Regierung von Amberg teilte ergänzend mit, das „die Pfarrei Döllnitz mit Leuchtenberg unzertrennlich vereint bleiben solle". Jedoch blieb der Name „Pfarrei Döllnitz” und „Pfarrkirche” erhalten. Außerdem wurde eine Neuauflage der vorhandenen zwei älteren Salbücher angekündigt. Diese Bestimmung wurde in Döllnitz mit großer Entrüstung aufgenommen, man war aber nicht bereit zu resignieren. Im Jahre 1802 wurde der 5. Versuch zur Wiederaufrichtung der alten Pfarrei Döllnitz unternommen. Die Döllnitzer wurden erneut bis zum Tode des Leuchtenberger Pfarrers vertröstet. Deshalb wurde der Protest auf eine andere Art weitergeführt: Die Döllnitzer feierten trotz Zugehörigkeit zur Pfarrei Leuchtenberg nur ihren Kirchenpatron Jakob nach altem Herkommen. Am Margaretenfeste, dem Kirrchen-patrozinium in Leuchtenberg gingen sie „knechtischen“ Arbeiten nach. Darüber beschwerte sich der Pfarrer von Leuchtenberg und brachte vor, dass die Döllnitzer das Fest der heiligen Margareta feiern müssten, weil sie von den weltlichen und geistlichen Behörden mit ihrem Gesuch um eine eigene Pfarrei abgewiesen wurden. Es folgte am 16. Juli 1801 ein Befehl des Landrichteramtes: „Auf Requisition des Döllnitzer Pfarrvorstandes wird der Gemeinde allda schärfest aufgetra­gen, das Fest St. Jacobi als Pfarrpatron feierlichst zu begehen.”Diese seltsame landrichterliche Anweisung muss ein Irrtum des Landrichters gewe­sen sein, der den Döllnitzern aber sicher viel Vergnügen bereitet hat. Dieses Schreiben dürfte nämlich die Antwort auf die Beschwerde des Leuchtenberger Pfarrers gewesen sein. 1836 begann der 6. Versuch, einen eigenen Pfarrer zu erhalten. Dabei gab man erstmals das Ziel einer eigenständigen Pfarrei auf. Man strebte jetzt eine Expositur an und nahm sich dazu einen Rechtsanwalt aus Weiden. Der leidenschaftliche und erbitterte Kampf dauerte 20 Jahre. Dabei erklärten die Döllnitzer den Kirchenstreik und ließen dem Bischöflichen Ordinariat durch ihren Rechtsanwalt mitteilen, dass man künftig keinen Gottes­dienst und keine Kirche mehr besuchen werde, wenn das Ordinariat dem berechtigten Antrag nicht entspreche.

Die Gründung der Expositur 1856

 

Am 8. September 1847 kam endlich Bewegung in die Angelegenheit. Bischof Valentin kommt nach Leuchtenberg und ist um 1 Uhr nachmittags zur Visita­tion in Döllnitz. Jetzt konnten die Gläubigen endlich persönlich ihr Anliegen vortragen. Zwar schien es anfangs so, als würde wieder nichts geschehen. Der Prozess lief noch neun Jahre weiter. Gleichzeitig führten jedoch auch die Stadt Waldmünchen und die Pfarrei Ast bei Waldmünchen einen Prozess um eine alte Messstiftung. Beide Seiten hatten nicht genügend Beweise. Die Aktenlage wies jedoch darauf hin, dass die Messe von den Landgrafen zu Leuchtenberg gestiftet worden war, und zwar zu einer Zeit, als Rötz und Waldmünchen unter deren Hoheit gehört hatten. Andererseits hatte nach dem Kirchenrecht Bischof Valentin das freie Verfügungsrecht über diese Mess-stiftung. Deshalb erließ Bischof Valentin im Jahre 1856 eine Verfügung und gründete damit die Expositur Döllnitz. Die Expositur wurde mit dem Stiftungs­fond des bisherigen Benefiziums zu Ast und mit Mitteln aus der Pfarrei Leuchtenberg ausgestattet. Das Jahr 1856 wird damit zum Gründungsjahr der Expositur Döllnitz. Unmittelbar darauf wurde in Döllnitz ein einfaches Exposi­turhaus gebaut, das heute noch als „Pfarrhof“ bezeichnet wird und das erst vor wenigen Jahren an einen Privatmann verkauft wurde, der es zurzeit renoviert. Die Bauarbeiten erforderten den ganzen Einsatz der Bevölkerung, da das Material über die Pfreimd herbeigeschafft werden musste. Die gesamte Pfarrgemeinde leistete bereitwillig Hand- und Spanndienste. Eine Ausnahme machte nur ein nicht namentlich genannter Bauer aus Weinrieth, der aber dafür später seinen Anteil in Geld nachbezahlen musste. Es wurden auch kleinere Ökonomiegebäude errichtet. Aber da die ehemaligen Pfarrgründe der früheren Pfarrei Döllnitz bei Leuchtenberg verblieben, war die Landwirtschaft des Pfarrers nicht rentabel. Daher wurden die Ökonomiegebäude im Jahre 1912 abgebrochen.

 

Die Schule der Pfarrei Döllnitz

Die Gründung der Schulen in der Oberpfalz gingen mit Ausnahme in den größeren Städten immer auf die Pfarreien zurück. So bestand auch in Döllnitz seit dem Ende des 17. Jahrhunderts eine Pfarrschule. Sie wurde im Jahre 1723 zum ersten Mal erwähnt, als der Weihbischof und Administrator der Diözese Regensburg, Gottfried Langweil von Simmern (1716-1742) die Pfar­rer beauftragte über die Verhältnisse in ihren Pfarreien zu berichten. Darin heißt es über Döllnitz: „Diese Pfarrei hat ihren eigenen Schullehrer, der seine Pflicht genügend lobenswert 31 Jahre lang ausübt. “ Es ist aus diesem Visitationsbericht leider nicht zu entnehmen, ob der Schullehrer die gesamten Jahre seiner Dienstzeit in Döllnitz verbracht hat. Diese Notiz zeigt aber, dass schon seit längerer Zeit eine Pfarrschule in Döllnitz war. Zu dieser Zeit besaß Döllnitz auch bereits ein Schulhaus, das im Eigentum der katholischen Kir­chenstiftung war. Dies bedeutet, dass auch während der pfarrerlosen Zeit eine für damalige Verhältnisse wichtige Einrichtung der Kirche, nämlich die Pfarr­schule existierte. Wie in anderen Orten war der Schullehrer von Döllnitz auch zugleich Mesner der Pfarrkirche. Dies war im Jahre 1787 Peter Hacker, der eine jährliche Besoldung von 75 Gulden 5 Kreuzer erhielt, wie anlässlich einer Feststellung der Besoldungsverhältnisse der Schullehrer und Mesner durch die kurfürstliche Rechnungsstelle Amberg festgestellt wurde. Die Besoldung des Döllnitzer Lehrers war jedoch im Vergleich zum Michldorfer Lehrer, der 144 Gulden 55 Kreuzer erhielt, und zum Leuchtenberger Lehrer, der ein Einkommen von 162 Gulden 53 Kreuzer 2 Pfennige hatte, relativ bescheiden. Zum Schulsprengel von Döllnitz gehörten nur die Orte der Pfarrei Döllnitz. Daher gehörten die Filialkirche und die Ortschaft Woppenrieth zum Schul­sprengel von Oberlind. Der Lehrer von Oberlind musste so um 1890 auch in der Filialkirche Woppenrieth an zwei Sonntagen des Jahres und bei Leichen, Hochzeiten, Taufen usw. als Kantor, Organist und Mesner tätig sein. Die Orgel der Woppenriether Kirche war damals den Berichten nach in einem sehr schlechten Zustand. Die Pfarrschule blieb in Döllnitz erhalten bis nach dem ersten Weltkrieg, bis schließlich 1919 die geistliche Schulaufsicht auch in Bayern aufgehoben wurde. Erst vor ca. 40 Jahren wurde die Döllnitzer Schule im Rahmen einer umfassenden Schulreform aufgelöst. Das alte Schulhaus ging zur Nutzung an den Schützenverein, während die noch kurz vor der Auflösung gebaute neue Schule heute einem privaten Unternehmer gehört, der dort ein Antiquitätengeschäft betreibt.

Die Expositur bis zum Kirchenbau im Jahre 1927

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Pfarrei und spätere Expositur etwa folgenden Umfang: Döllnitz, Preppach, Wittschau, Bernrieth, Schön­mühle, Thonmühle, Tanzmühle und Woppenrieth mit dem Hammerwerk. Kainzmühle gehörte dagegen zur Filialkirche Oberlind (Pfarrei Vohenstrauß).

Von Großenschwand gehörte die Hälfte der Ortschaft zur Pfarrei Tännesberg und sechs Höfe zur Filialkirche Döllnitz. Auch Kleßberg gehörte zu Oberlind. Im Jahre 1802 musste auch Woppenrieth neben Waldau, Lerau und Altenstadt zur Besoldung des Mesners von Oberlind Abgaben bezahlen. Die Abgaben der Bauernhöfe waren: Kornläutgarben, Kirchbrote und Fastenspeiseeier. Martin Piendl, Pfarrer von 1883 bis 1889 in Leuchtenberg, verkaufte während seiner Amtszeit an die Döllnitzer die Äcker und Wiesen, die früher zu den Pfarrpfründen von Döllnitz gehört hatten und die bei der Gründung der Pfarrei Leuchtenberg dieser Pfarrei zugeschlagen wurden. Damit kamen diese Gründe nach 200 Jahren nach Döllnitz zurück, allerdings nicht zur Kirche, die bis heute nur über magere Pfarrpfründe verfügt, darunter das „Kirchenholz”. in einer Beschreibung der alten, später abgebrochenen Kirche aus dem Jahre 1907 heißt es, dass die alte ruinöse Kirche, die ehemals gotisch war, 1685 von den Ortsbewohnern wieder aufgebaut wurde. Sie hatte 1907 ein flaches Tonnengewölbe mit Stichkappen und Gurtbögen und drei Jochen im Lang­haus. Der massive Turm, der ja heute noch erhalten ist, wurde als quadratisch mit zierlicher Laterne und Kuppel beschrieben. Die Kirche hatte damals drei bescheidene Altäre, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts gebaut worden waren. Der Hauptaltar war ein Barockaltar im strengen Stil des zu Ende gehenden 17. Jahrhunderts ähnlich dem Altar der St. Jodok Kirche bei Tännesberg. Am Chorbogen war auf der linken Seite der Grabstein der „Frau Sophia Katharina Vischerin von Fischerhammer, eine geborene von Grafen­reith, die am 28. Februar 1745 gestorben war. Der Solnhofer Rautenstein mit Ehewappen ist auch beim Neubau der Kirche links neben dem Eingang in die Mauer eingepasst worden und dort noch heute zu sehen. Zur Kircheneinrichtung gehörte 1907 ein einfacher vergoldeter Kelch aus Silber, der in Augsburg gefertigt wurde, die Meistermarke A. L. trug und eine Höhe von 23,7 cm hatte. In der alten Kirche war auch die Madonna mit Rosenkranz, eine hübsche dreiviertellebensgroße Holzfigur aus der Zeit um 1700, die auch in die neue Kirche übernommen wurde. Die Glocke aus dem Jahre 1776 stammte aus der Gießerei des Johann Erhard Kißner von Stadtamhof in Regensburg. Eine bei Brunner erwähnte Glocke von 1689 war im Jahre 1907 nicht mehr vorhanden.

Die Kirche in Woppenrieth 1907

In den Kunstdenkmälern des Königreiches Bayern wurde im Jahre 1907 auch die katholische Kirche in Woppenrieth beschrieben. Aufgrund der Tatsache,

das Woppenrieth bereits seit Jahren von Döllnitz aus betreut wird, soll hier kurz auf diese Beschreibung eingegangen werden. Die Kirche St. Emmeram in Woppenrieth war damals eine Filiale der Pfarrei Vohenstrauß. Sie wird als bescheidener Bau des 18. Jahrhunderts bezeichnet, was heutige Denkmal­schützer wohl etwas anders beurteilen. Ihr wehrhaftes Aussehen ist heute noch das Wahrzeichen der Ortschaft Woppenrieth und gibt dem Ort sein aus dem frühen 18. Jahrhundert wie die Altäre in Michldorf und Deindorf. Die Seitenaltäre wurden als ähnlicher Aufbau mit den Altarblättern St. Wendelin und heilige Familie, sowie mit seitlich unter Volutenbaldachinen stehenden Holzfiguren beschrieben. Dazu wurde auch der Weihebrunnen aus Granit mit der Inschrift “AL 1783,, beschrieben. Ein besonderer Segen für Döllnitz war es, dass 1923 Josef Hofmann als Expositus die Expositur übernahm. Der Priester entwickelte nicht nur eine große Liebe zu seiner Gemeinde, sondern er erforschte die Geschichte, baute die Kirche neu und renovierte das “Expositurhäuschen,,  innen und außen. Gerade der Kirchenbau war ihm ein besonde­res Anliegen, weshalb auch sein Bericht darüber hier abgedruckt werden soll: “Ein Sehnen hatte die Döllnitzer noch, nachdem die Seelsorgestelle in Form einer selbständigen Expositur wieder errichtet war, nämlich auch noch eine neue Kirche zu erbauen. Die nach dem Brande im 30-jährigen Kriege wieder aufgebaute Kirche war für die vielen aus 15-18 Ortschaften nach Döllnitz strömenden Kirchenbesucher all zu klein. Die Pfarrkinder waren im Presbyterium um den Priester herum auf den Stufen des Altares und im dort stehenden Beichtstuhl wie Schafe zusammengepfercht. Es war das reinste Lagerleben. Ähnlich war es auf den beiden Emporen, auf denen ein erwachsener Mensch kaum aufrecht stehen konnte. Dazu ging die Kirche, wiewohl in früheren Jahrzehnten noch gar viel für Erhaltung und Ausschmückung getan wurde, allmählich dem Verfall entgegen, die immer gräulichere Formen annahm und erschreckend schnell vor sich ging. Jedermann sagte: Hier muss etwas geschehen. So kann es nicht länger weitergehen. Aber es fehlte der Mut. Wohl seit 30 Jahren redet alles vom Kirchenbau. Aber Reden allein baut keine Kirchen. Und Wirtshausphrasen schaffen kein Gotteshaus. Expositus Hof­mann hat es dann nach längerem Überlegen und reiflichem Prüfen gewagt, den Neubau ins Werk zu setzen und Gottes Segen war mit uns. Der Bau sieht jetzt fertig da, eine Zierde der ganzen Expositur und ein Monumentalwerk auf Jahrhunderte. Bauamtmann Franz aus Weiden war es, der im Auftrag des Bezirksamtsvorstandes Oberregierungsrat Fischer von Vohenstrauß die alte Kirche hinsichtlich Baufälligkeit untersuchte, nachdem am Pfingstsonntag 1926 früh 8 Uhr die ersten Trümmer von der Kirche fielen, Auf Grund dieses schlecht genug lautenden Gutachtens wurde der Neubau unter Beibehaltung des alten Turmes von den staatlichen und kirchlichen Behörden genehmigt. Nachdem auch die Finanzierung sichergestellt war durch Zuwendung von Mitteln aus der Osthilfe, eine Hilfe, die wird dem hohen Ministerium danken, durch Zuschüsse aus der Landeskirchensteuer, die uns der H.H. Bischof gütigst zuwandte, durch die in der eigenen Bevölkerung in heroischem Opfer­sinn reichlich und schnell und immer wieder aufgebrachten Mittel, nachdem die Bevölkerung in edlem Wetteifer das gesamte Baumaterial mit unendlichen Opfern und Mitteln über die reißenden Wasser der Pfreimd herangeschafft hat und alles, was sie geben konnte, frei und unentgeltlich zur Verfügung stellte, nachdem also alles bereit war, konnte zum Neubau geschritten werden. Vom 7.-18. Juni 1927 wurde die alte Kirche von Grund aus abgebrochen, im Juli die feierliche Grundsteinlegung gehalten und dann zum Herbst 1927 von Baumeister Donat Ach der Neubau nach den Plänen des Architekten GeorgHolzbauer aus München aufgeführt. Große Freude herrschte in der ganzen Expositur, als wir nach 1/2-jährigen Exil am 11. Dezember 1927 wieder aus der Notkirche, einem alten Stall ausziehen und unter Gebet und Gesang in den Neubau einziehen konnten, nachdem ihn Expositus Hofmann mit bischöf­licher Vollmacht in einfacher Weise benediciert hatte. Das Jahr 1928 brachte die nötigste Vollendung im Innern und vor allem auch die durch staatliche Mittel ermöglichte höchst originelle, farbenprächtige, in der Komposition einzi­gartige, aber in der Art der Darstellung so verschieden beurteilte und oft auch verurteilte moderne Malerei von Kirchenmaler Erich Glette in München, die 14 zwei Meter hohen Kreuzwegstationen an die Wände und 34 Bilder aus dem Leben Jesu und Mariä an die Decke brachte. Gegenwärtig (1929) wird das Presbyterium von Kunstmaler Kaspar aus München noch mit einer Anzahl von Freskosbildern geschmückt, welche die Apostel, die Träger des Evangeliums, die 7 Sakramente, die Vorbilder des Kreuzopfers und die Leidenswerkzeuge darstellen und so in sinniger Weise den Raum um den Hochaltar, den Opferraum illustrieren. Nach Fertigstellung derselben werden die von Steininger Vohenstrauß renovierten Altäre aus der alten Kirche wieder aufgestellt wie auch die neue von Weise in Plattling erbaute Orgel mit 13 klingenden Registern und elektrischem Antrieb noch im August zur Aufstellung kommen wird. Damit ist dann ein Gotteshaus gebaut, aere perennius, und ein Werk geschaffen, das noch vor vier Jahren kein Mensch hier für möglich gehalten hätte. Wir aber wollen dankbar aller derer gedenken, die mitgeholfen haben dies große Werk zu schaffen und dem gegenüber, der der erste und größte Helfer war, der seinen rechsten Segen zu diesem monumentalen Werk gegeben hat allzeit im Herzen tragen das ‘Te deum laudamus - Großer Gott wir loben dich*!,, Bleibt noch nachzutragen, dass der Unmut in der Bevölkerung über die allzu moderne Malerei des Künstlers Glette von der Akademie in München sehr groß war. Hofmann wollte aber die Kritiker nicht nennen und

hoffte, dass der Mantel der Geschichte dies zudeckt. Er lobte an anderer Stelle auch das besonders große Engagement der Bernriether Bauern, die sowohl unermüdlich Hand- und Spanndienste leisteten als auch große Geldbeträge spendeten. Bauherr Expositus Hofmann stellte den “laueren Brüdern,, die Bernriether als Muster hin. Die Bernriether hätten sich gegenüber 1558 zum besseren hin gewandelt Die Expositur Döllnitz hatte 1930 386 Einwohner. Die Gemeinde Döllnitz, die aus 15 Ortschaften bestand, 580 Einwohner.

 

Die Expositur in der Gegenwart

Wieder war es der Priestermangel, der für die Expositur Döllnitz einen neuen Zeitabschnitt bedeutete. Der letzte Expositus, der im Döllnitzer Pfarrhof wohnte, war Expositus Franz Schumann. Er betreute die Expositur bis zum Frühjahr 1968. Im Sommer 1966 wurde Expositus Richard Heimerl mit der Betreuung der Expositur Döllnitz und Glaubendorf beauftragt und hat seitdem seinen Sitz in Glaubendorf. Die Tatsache, dass vor einigen Jahren auch der Pfarrhof in Döllnitz verkauft wurde, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Bischöfliche Ordinariat in Regensburg wegen des akuten Priestermangels auch langfristig nicht mehr an einen eigenen Priester für Döllnitz denkt. Dennoch ist so manches anders als in der pfarrerlosen Zeit nach 1671. in Döllnitz und in Woppenrieth ist jeden Sonntag jeweils eine heilige Messe. An den Werktagen findet in beiden Kirchen mindestens ein Gottesdienst pro Woche statt. Auch für die kirchlichen Festtage sorgt der unermüdliche Geistli­che, notfalls dadurch, dass er eine Aushilfe sendet. Trotz der angegriffenen Gesundheit des Expositus Richard Heimerl geschah in Döllnitz und den dazugehörigen Dörfern auf kirchlichem Gebiet sehr viel. Es würde den Rah­men sprengen, auf alles einzugehen. Einige Beispiele mögen genügen. So konnte am 26.10.1974 Expositus Richard Heimerl die Kapelle in Wittschau einweihen, womit ein lang gehegter Wunsch der Wittschauer in Erfüllung ging. Das größte Projekt war die Kirchenrenovierung der Döllnitzer Kirche, die im Frühjahr 1983 begann. Die Außen- und Innenrenovierung umfasste dabei folgende Arbeiten: Sanierung der Deckenbilder und Wandbilder, Behandlung der Raumwände, Verglasungsarbeiten, Naturstein- und Maurerarbeiten, Schreinerarbeiten, Zimmerer- und Holzschutzarbeiten, Elektroarbeiten, Wär­medämmung, Kirchenmaler- und Vergoldungsarbeiten und Architektenleistun­gen. Die insgesamt veranschlagten Gesamtkosten betrugen 330 000 DM. Nach Abzug der Zuschüsse kam immerhin noch eine Summe von ca. 200 000 DM, die aus der Kirchenkasse Döllnitz (65 000 DM) und von den Expositurangehörigen aufzubringen waren. Durch die Spendenfreudigkeit der Bevölke­rung und durch vielfältige Aktionen der Vereine konnte jedoch das Geld aufgebracht werden. Zum Schluss kann der Verfasser den Döllnitzern nur wünschen, dass ihr Pfarrer Richard Heimerl, der jetzt schon seit 22 Jahren die Expositur und ehemalige Gemeindeteile von Döllnitz betreut, noch lange bleiben kann. Es ist zurzeit sehr fraglich, ob das Bischöfliche Ordinariat einen Nachfolger senden könnte, um die bisherige Betreuung weiterzuführen.